Entmisten der Box und Einstreualternativen

Ein Pferd scheidet täglich zwischen 15 und 20 Kilogramm Kot und 5 bis 6 Liter Harn aus. Zusammen mit dem verschmutzten Einstreu fallen so täglich rund 25 kg Frischmist an!

Frei lebende Pferde verunreinigen ihren Ruheplatz nicht und legen sich nicht in den eigenen Kot. Auf der begrenzten Fläche einer Box ist das nicht möglich. Zwar gibt es Pferde, die auch in der Box nur an bestimmten Stellen “äppeln” und die übrige Fläche sauberhalten, doch die Zahl derer, die den Dung wahllos in die ganzen Box verteilen, überwiegt. Diese Pferde legen sich beim Ruhen zwangsweise in die eigenen Ausscheidungen. Untersuchungen haben ergeben, dass Pferde ohne nennenswerte Änderung ihres Ruheverhaltens bis zu 70% (!) Feuchtigkeitsgehalt der Einstreu hinnehmen. Trotzdem ergeben sich bei einem so hohen Feuchtigkeitsgehalt natürlich Schädigungen an den Tieren, die es durch gutes Entmisten und gute Einstreu zu vermeiden gilt.

Dabei wird die Art und Weise der Entmistung und der Einstreu von der Betriebsleitung des Stalls, den baulichen Gegebenheiten zur Mechanisierung und den Einfauksmöglichkeiten in der Region bestimmt.

Entmisten eines Boxenstalls - die unterschiedlichen Verfahren bei Stroheinstreu

gemistete Pferdebox mit Softbett
gemistete Pferdebox mit Softbett

Im Folgenden wird das Wechselstreu und das Matratzenstreuverfahren und deren Vor- und Nachteile beschrieben.

Bei Wechselstreu wird im Idealfall täglich die gesamte Einstreu ausgewechselt. Da dies eine Verschwendung der nicht beschmutzen Einstreu wäre, wird in der Praxis vor dem Entmisten das Saubere heraussortiert und nur die verschmutze Einstreu entsorgt. Die Qualität dieses Verfahrens steht und fällt mit der Gründlichkeit der Sortierung.

Handelt sich bei dem eingestallten Pferd um einen “Strohstaubsauger” oder wird zu wenig Stroh eingestreut, kann aber auch mal der blanke Boden sichtbar sein. Hier kann man durch eine zusätzliche Gummimatte dem Pferd zu jeder Zeit ein warmes / weiches “Bett” garantieren.

Bei Matratzeneinstreu wird auf das tägliche Misten verzichtet oder nur die großen Kotballen abgesammelt und über das zertretene Stroh-Kot-Gemenge nach Bedarf eine neue Strohschicht ausgebreitet. Die Pferde stehen auf einem Festmiststapel der bis zu 60-70 cm anwachsen kann. Durch Zusätze wie Gesteinsmehl oder Kalk wird teilweise versucht, die Ammoniakbildung zu neutralisieren. Nach drei bis fünf Monaten (Anmerkung: Die Beschreibung und die Zahlen stammen aus einer Zeitschrift für Landwirte die sich über Pferdehaltung informieren wollen) wird der ganze Stapel per Frontlader oder Minilader abgetragen. Unabhängig von prinzipiellen Vorbehalten, steht und fällt die Qualität dieses Verfahrens mit der Strohmenge, die täglich übergestreut wird.

Die Gründe, die für Matratzeneinstreu sprechen, sind vielfältig:

  • Einsparung an der Einstreu
  • Einsparung von Personal durch Mechanisierung
  • Es ist nicht notwendig sauberes und schmutziges Stroh zu trennen. (Durch die Mechanisierung geht das auch nicht)
  • Tradition und Ignoranz – das war schon immer so….

Aber:

Durch die Bewegung der Pferde auf der Strohmatratze werden Ammoniakdämpfe freigesetzt. Diese Dämpfe schädigen die Lunge der Pferde. Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen und Allergien sind die Folge.

Außerdem schädigen diese Ammoniakdämpfe die Hufe der Pferde. Hufkrankheiten wie Strahlfäule und eine hohle Hufwand sind die Folge.

Durch das ständige Stehen auf der extrem weichen Einstreu und nur wenig sonstiger Bewegung verlieren die Hufe die Fähigkeit mit hartem, steinigem Boden zurecht zu kommen. Als Folge müssen die Pferde beschlagen werden, was dem Pferdebesitzer unnötige Kosten verursacht.

Stroh ist auch Futter. Durch Aufnahme der verschmutzten Strohhalme und der im Kot fast immer enthaltenen Wurmeier und Larven besteht die Gefahr einer explosionsartigen Vermehrung der Parasiten. Der Erfolg von Entwurmungsmaßnahmen ist hier meist nur von kurzer Dauer.

Einstreualternativen für Box und Offenstall

Genauso wichtig wie das Entmistungsverfahren ist die Art und Qualität der Einstreu. Traditionell wird in Pferdeställen mit Langstroh der verschiedensten Getreide eingestreut. Seit einiger Zeit gibt es allerdings auch sehr gute Alternativen, wenn – aus welchen Gründen auch immer – Langstroh nicht die geeignete Einstreu ist. Im Folgenden werden die uns bekannten Einstreuarten beschrieben:


Wichtig!

Bei Verzicht auf Stroh als Einstreu muss unbedingt auf ausreichende Raufutterergabe geachtet werden! Stroh ist auch ein Futtermittel!

Dies kann zusätzliches Heu oder auch Stroh (wenn es vertragen wird) sein. Silage ist als ausschließliches Raufutter weniger gut geeignet, da die Grasstruktur durch den Gärungsprozess bereits stark reduziert wurde.

Stroh - die klassische Einstreu

Stroheinstreu - frisch und reichlich
Stroheinstreu – frisch und reichlich

Stroh ist die in Deutschland am häufigsten eingesetzte Einstreu. Dies liegt nicht zuletzt am recht günstigen Einkaufspreis und der teilweise eigenen Erzeugung. Besonders Hafer-, Weizen-, Tritikale- und Roggenstroh sind zusätzlich als Raufutter geeignet und ergänzen so die Heu- / Silagefütterung. Gerstenstroh ist als zusätzliches Raufutter aufgrund der Widerhaken an den Grannen weniger gut geeignet.

Wichtiger als die Sorte ist die Qualität. Die am Markt verfügbare Qualität wird in erster Linie durch die Wetterlage während der Ernte bestimmt. War das Wetter gut, gibt es gutes Stroh. War das Wetter schlecht, tummeln sich vor allem die für die Pferdelungen gefährlichen Schimmelpilze im Stroh.
Bei einer Untersuchung der Landwirtschaftskammer Westfalen Lippe im Jahr 2000 (durchschnittliche Ernte) waren immerhin 22% der Strohproben in die Klasse OWIII mit einer Schimmelpilzbelastung von über 1 Million Sporen einzuordnen.

Im Vergleich ist die Fähigkeit von Langstroh, den Pferdeurin aufzusaugen, schlechter als die von Spänen (kg/l). Für die gleiche Saugmenge wird daher mehr Stroh benötigt.

Strohspäne oder Strohäxel und Strohpellets

Strohspäne und Strohpellets bestehen aus gehäxeltem Stroh, dass durch das Häxeln eine größere Oberfläche hat und damit etwas saugfähiger ist als Langstroh. Bei Matratzeneinstreu ist dies ein Vorteil, da die Wechselintervalle verlängert werden können. Auch der Einstreuverbrauch sinkt, so dass sich die Mehrkosten für das Häxeln rechnen. Sind außerdem Entsorgungskosten für den Mist zu berücksichtigen, ist es wichtig zu wissen, dass sich durch den Häxeleinsatz die Festmistmenge um bis zu 50% reduziert.

Zu Strohpellets werden teilweise mineralische Anteile und Bakterien beigemischt, die die Rotte fördern und durch biologische Aktivität das Entstehen von Ammoniakdämpfen verhindern sollen.

Bei einem Test in unserem Stall konnten wir bei Verwendung eines Wechseleinstreuverfahrens keinen Kosten- oder Arbeitsvorteil feststellen, da die mögliche Saugfähigkeit nicht ausgenutzt wird und die Sortierarbeit deutlich mühseliger ist.
Strohspäne und -pellets werden in der Regel nicht von den Pferden gefressen. Daher muss trotz „Stroheinstreu“ für eine ausreichende anderweitige Rauhfutterversorgung gesorgt werden. Werden die Späne dennoch gefressen (Langeweile, Hunger,…), sollte man die Einstreu wechseln, da durch die feine Struktur der Einstreu Kolikgefahr durch Verstopfung besteht! Manchmal hilft hier auch ein Vergällungsmittel, das mit einer Sprühflasche über die Späne verteilt wird.

Holz-, Säge- und Hobelspäne

hochwertige Holzspan Einstreu
hochwertige Holzspan Einstreu

Damit Holzspäne nicht krank machen, sollte man darauf achten, dass die Späne staubfrei sind, keine Schadstoffe (z.B. Formaldehyd) enthalten und einen nicht zu hohen Harzanteil enthalten (stechender Geruch). Für Pferde bestimmte Holzsägespäne werden in gepressten Ballen geliefert und entsprechen in der Regel diesen Anforderungen. Sie haben gegenüber Getreidestroh verschiedene Vorteile:

  • Holzspäne sind schimmelpilzfrei
  • Holzspäne für Pferde sind (in der Regel) staubfrei und enthalten auch keine Milben oder Krankheitskeime
  • Holzspäne werden von Pferden (in der Regel) nicht gefressen

Holzspäne können also immer dann zum Einsatz kommen, wenn Atemwegs- oder Allergieprobleme und Probleme im Fressverhalten vorliegen.

Holzspäne haben aber auch Nachteile, die den Einsatz auf die oben genannten Spezialfälle beschränken sollten:

  • Holzspäne ziehen die natürliche Feuchtigkeit aus den Hufen
  • Wechselstreu ist mit vertretbarem zeitlichen und finanziellem Aufwand nicht möglich
  • Holzspäne sind 10-20 % teurer als eine Wechselstroheinstreu mit guter Strohqualität
  • Bei Holzspänen gibt es Entsorgungsprobleme, da sie von den Herstellern von Pilzsubstraten abgelehnt werden und auch von den Landwirten nur ungern als Dünger genommen werden.
  • Bei Einstreu mit Spänen muss unbedingt auf ausreichende Raufutterergabe geachtet werden. Dies erhöht nochmals die Kosten dieser Einstreu!
 
Bei Vergleich der Spanqualitäten der verschiedenen Hersteller fällt auf, dass es sehr unterschiedliche Konzepte bei den Spänen gibt. Zum einen gibt es feine Späne, die an Sägespäne erinnern und wahrscheinlich auch aus Sägewerken kommen. Außerdem gibt es zerspantes flockiges Material. Dieses wir durch Zerspanen von Bäumen gewonnen, hat einen angenehmen holzigen Geruch und Flocken unterschiedlicher Größe.  In der Box „schwimmen“ die großen Flocken auf den kleineren und schaffen so eine trockenere Liegefläche.
Solche Späne sind auf Hof Lüttgesheide für Pferde mit Atemwegsproblemen verfügbar.

Lein- oder Flachsstroh, Hanf- und Rapsstroh

Die folgenden für Leinstroh (Leinstroh ist gehäxelter Flachs) beschriebenen Dinge gelten ebenso für Hanfstroh und Rapsstroh.

Diese Einstreuvarianten haben bei Pferden mit Atemwegsproblemen die gleichen Vorteile wie Holzsägespäne. Alle diese Stroharten werden von den Pferden nicht gefressen und eignen sich also, wenn die Pferde abspecken sollen oder sogar müssen.  Eine Austrocknung der Hufe konnte von uns nicht festgestellt werden.

Auch mit Leinstroh ist keine Wechselstreu sinnvoll möglich. Der größte Nachteil von Leinstroh ist allerdings der Preis. Er liegt nochmals 10-20% über dem von Sägespänen. Das von einigen Herstellern versprochene, bessere Saugverhalten, das einen höheren Preis rechtfertigen würde, konnte von uns nicht beobachtet werden. Für Leinstroh spricht allerdings noch die bessere Akzeptanz bei der Entsorgung.

Auch bei Einstreu mit Leinstroh, Flachsstroh und Rapsstroh muss unbedingt auf ausreichende Raufutterergabe geachtet werden.

Liegehalle mit neuem Waldboden
Liegehalle mit neuem Waldboden

Torfeinstreu hat als Einstreu sehr gute Eigenschaften, da er sehr saugfähig ist. Aus ökologischen Gründen – der Torfvorrat der Welt ist nur noch sehr gering – ist Torfeinstreu aber abzulehnen!

Bei Kompost also angerottem / verrottem Grünschnitt muss man differenzieren. Diese Einstreu funktioniert, was die biologische Verarbeitung des Pferdeurins angeht, ist aber als Liegefläche nur begrenzt geeignet. Durch seine Kompaktheit und durch seine Fähigkeit viel Feuchtigkeit zu speichern, ist er als Liegefläche zu nass.
Werden grobe Absiebungen des Komposts als Einstreu genutzt ist dieser Effekt nicht so stark. Deutlich besser sieht es aber bei speziell für Pferdebetriebe hergestellten Produkten aus. Hier ist vor allem das Produkt Bio-Waldboden zu nennen.

Hier wird Frisch-Kompost zusammen mit Hackschitzeln und weiteren Komponenten gemischt, so dass eine lockere, weiche Einstreu entsteht. Insbesondere in großen Liegehallen, wo sich die Urinbelastung über eine größere Fläche verteilt, funktioniert diese Einstreu sehr gut. Die Mikroorganismen im Kompost nehmen den Urin auf und verwerten ihn so, dass kein  Ammoniak entsteht.

Bei dieser Einstreu sind zwei Dinge sehr wichtig:

  • Es darf keinen zusätzlichen Wassereintrag durch Regen geben. Dies würde die Saugkapazität der Einstreu überfordern.
  • Die Einstreu muss eine Mindestdicke von 20 cm (besser mehr) haben. Nur so kann sich das für die Harnstoff verarbeitenden Mikroorganismen wichtige Klima in der Einstreu bilden.

Auf Hof Lüttgesheide ist die Liegehalle des Offenstalls mit 30-40 cm Bio-Waldboden eingestreut.

Gummimatten

Box mit Softbett
gemistete Box mit Softbett

Bei den Gummimatten hat sich in den letzten Jahren viel getan, man unterscheidet heute die Matten in harte und weiche Matten und in wasserdurchlässig und wasserundurchlässig. Für alle Mattentypen gilt, dass sie bei Feuchtigkeit nicht glatt werden dürfen, sonst sind sie als Einstreualternative ungeeignet. Dies gilt zum Beispiel für die immer wieder zu findenden Förderbandgummies.

Durch den Einsatz von Gummimatten kann ganz oder teilweise auf Einstreu verzichtet werden. Dadurch können sie auf lange Sicht betrachtet nach hoher Anfangsinvestition eine sehr kostengünstige aber auch für die Pferde artgerechte Lösung sein.

Der Nachteil von wasserdurchlässigen (=urindurchlässigen) Matten ist, dass sie regelmäßig mit dem Hochdruckreiniger gereinigt werden müssen, sonst entsteht durch die Ablagerungen in und unter der Matte ein sehr schlechter Geruch. Außerdem sollte der Mattenunterbau so beschaffen sein, dass ein Abfluss für das ausgeschiedene, durchsickernde Urin vorhanden ist.

Wasserundurchlässige Matten haben den Nachteil von Ablagerungen in der Matte nicht. Unter die Matte laufender Urin wird zwar dort zersetzt, aber die entstehenden Gerüche kommen nicht an die Stallluft und stören daher nicht. Um das unter die Matte laufende Urin zu minimieren ist es von Vorteil, wenn die Matte auf einem leichten Gefälle liegt. So läuft auch das Urin von der Matte, wenn das Pferd darauf uriniert (was selten der Fall ist!).

Die unserer Meinung nach beste Gummimatte ist eine wasserundurchlässige, weiche Matte. Eine solche Matte wird unter anderem von der Firma HIT (Produktbezeichnung Softbett) produziert. Wir haben mit diesen Softbetten alle Boxen auf Hof Lüttgesheide ausgestattet.